Adaptive Layer & Geschwindigkeit – Zeit vs. Detail
Adaptive Layer & Geschwindigkeit – Zeit vs. Detail: Feine Layer dort, wo es sichtbar/maßkritisch ist, grobe Layer wo es egal ist – dazu passende Geschwindigkeiten ohne den Volumenstrom des Hotends zu überfahren. Hier findest du Regeln, Startwerte und eine kompakte Fehlerdiagnose. Grundlagen zur Layerqualität: Layerhöhe & Oberfläche.
Adaptive Layer – wo es Sinn ergibt
- Krümmungen/Radien: Kleine Layerhöhen (z. B. 0,12–0,16 mm) in stark gekrümmten Zonen (Logos, Rundungen).
- Gerade Flächen/Volumen: Größere Layerhöhen (z. B. 0,24–0,32 mm) in massiven/vertikalen Bereichen.
- Funktionsflächen: Bohrungen/Nut-Feder mit feinen Layern; Außenflächen, die bearbeitet werden, ebenfalls feiner.
- Richtwerte (Slicer): Min-Layerhöhe = 40–50 % vom Düsen-Ø; Max-Layerhöhe = 70–80 % vom Düsen-Ø.
Einfluss des Düsen-Ø: siehe Düsen & Düsendurchmesser.
Geschwindigkeit verstehen: Außen ruhig, innen schnell
Pfadtyp | Geschwindigkeit (Start) | Hinweise |
---|---|---|
Außenperimeter | 20–40 mm/s | Optik & Maßhaltigkeit. Außen immer langsamer als innen drucken. |
Innenperimeter | 40–80 mm/s | Kann schneller sein; Überlappung zum Infill beachten (10–20 %). |
Infill | 60–120 mm/s | Geschwindigkeit nach Volumenstrom & Muster wählen (z. B. Gyroid stabil, Lines sehr schnell). |
Top-/Bottom | 20–35 mm/s | Für glatte Flächen langsamer; Monotonic/Ironing ggf. aktivieren. |
Brücken | 20–40 mm/s | Spezialprofile nutzen, siehe Brücken & Überhänge. |
Volumenstrom (mm³/s) – harte Grenze für Tempo
Maximales Drucktempo wird vom Volumenstrom deines Hotends begrenzt: Volumenstrom = Linienbreite × Layerhöhe × Geschwindigkeit (alle in mm bzw. mm/s). Überschreitest du die Hotend-Kapazität, entstehen Unterextrusion und raue Flächen.
Hotend/Setup | Typische Kapazität | Beispielrechnung | Praxis |
---|---|---|---|
Standard-Hotend | ~6–12 mm³/s | 0,45 mm × 0,20 mm × v = 9 mm³/s → v ≈ 100 mm/s max. | Außen langsamer; innen/ infill an Kapazität orientieren. |
High-Flow-Düse/Heatbreak | ~15–30 mm³/s | 0,6 mm × 0,3 mm × v = 18 mm³/s → v ≈ 100 mm/s. | Für grobe Layer/hohe Infill-Speed geeignet. |
Material & Temperatur beeinflussen die Kapazität. Trockene Spulen liefern stabileren Fluss.
Beschleunigung & Jerk (Junction Deviation)
- Außenflächen: Niedrige Beschleunigung (z. B. 500–1200 mm/s²) für glatte Kanten und weniger Ringing.
- Innen/ Infill: Höher (z. B. 2000–5000 mm/s²), solange die Mechanik sauber bleibt.
- Jerk/JD moderat: Zu aggressiv → Ecken „aufgedrückt“, Start/Stop-Makel; zu weich → Druckzeit steigt.
- Input-Shaping (falls vorhanden): Dämpft Vibrationen, erlaubt höheres Tempo – aber Außenflächen weiterhin moderat fahren.
Konservative Startwerte je Material (0,4 mm Düse)
Material | Layerhöhe (adaptiv) | Außen/Innen | Infill | Hinweise |
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PLA | 0,12–0,28 mm | 30 / 60 mm/s | 80–120 mm/s | Viel Lüfter erlaubt; Top langsam für Optik |
PETG / PCTG | 0,16–0,28 mm | 25–30 / 50–70 mm/s | 70–100 mm/s | Stringing beachten; Lüfter moderat |
ABS / ASA | 0,16–0,28 mm | 25–35 / 50–70 mm/s | 70–100 mm/s | Gehäuse/warme Umgebung; Lüfter niedrig |
PC / PA | 0,20–0,32 mm | 20–30 / 40–60 mm/s | 60–90 mm/s | Trocken drucken; Verbund wichtiger als Tempo |
TPU | 0,16–0,28 mm | 20–30 / 35–50 mm/s | 40–60 mm/s | Reise- und Retract-Tempo reduzieren |
Praxis-Workflow: schnell UND sauber
- Hotend-Kapazität abschätzen: Volumenstrom rechnen (Breite × Höhe × Speed).
- Außen/innen trennen: Außen langsam (Optik), innen & Infill an Kapazität heranführen.
- Adaptive Layer aktivieren: Min/Max-Layer setzen; feine Zonen definieren.
- Beschleunigung staffeln: Außen niedrig, innen höher; Ringing im Blick behalten.
- Top-/Bottom prüfen: Sichtflächen langsamer; Ironing/Monotonic je Material.
- Testteil drucken & messen: Zeit vs. Optik dokumentieren; anschließend feinjustieren.
Fehlerbilder – Ursache & Abhilfe
Problem | Wahrscheinliche Ursache | Abhilfe |
---|---|---|
Unterextrusion bei hohem Tempo | Volumenstrom > Hotend-Kapazität | Layerhöhe/Breite oder Speed senken; Temp +5–10 °C; Flow/Temp prüfen |
Ringing/Geisterlinien | Zu hohe Beschleunigung/Jerk, zu schneller Außenperimeter | Außen Acc ↓, Tempo ↓; Input-Shaping falls vorhanden; Mechanik festigen (Guide) |
Treppenbildung sichtbar | Layer zu grob in Rundungen | Adaptive Layer-Minimalhöhe senken; Außen langsamer für saubere Kontur |
Top-Flächen unruhig | Zu schnell/zu heiß, ungleichmäßiger Flow | Top langsamer; Ironing/Monotonic nutzen; Spule trocknen |
Maße weichen innen ab | Innen zu schnell, Überlappung zu gering | Innen-Speed reduzieren; Infill/Perimeter-Overlap 10–20 % |
Checkliste – Tempo ohne Reue
- Außen langsam und mit feinen Layern; innen schneller und gröber.
- Volumenstrom des Hotends nicht überschreiten.
- Beschleunigung differenziert einstellen; Ringing beobachten.
- Adaptive Layer mit sinnvollen Min/Max-Werten nutzen.
- Ergebnisse dokumentieren (Düse, Material, Layer, Außen/Innen-Speed).
Weiterführende Themen
Slicer & Qualität
- Wände, Top/Bottom & Infill
- Naht (Seam) & Oberflächenqualität
- Brücken & Überhänge
- Ghosting/Ringing & Vibration