Layer-Risse & Delamination im FDM-3D-Druck
Delamination bedeutet: Layer haften nicht stark genug, die Schichten trennen sich unter Last oder bereits beim Druck. Ursache ist fast immer eine Mischung aus zu niedriger Temperatur, zu viel Kühlung, ungünstiger Ausrichtung oder zu schneller Extrusion. Hier findest du Startwerte je Material, eine Diagnose-Checkliste, Maßnahmen und Konstruktions-Tipps. Ergänzend: Ausrichtung & Bauteilorientierung, Wandstärke & Infill, Layerhöhe & Oberfläche, Kalibrierung (Flow/E-Steps/Temp-Tower), Warping & Eckenlift.
Ursachen – kurz erklärt
- Temperatur zu niedrig → Layer verschmelzen nicht ausreichend.
- Zu viel/zu frühe Kühlung → Oberfläche erstarrt, nachfolgende Bahn verbindet schlecht.
- Zu schnell → Schmelze hat keine Zeit, sich zu „verkrallen“.
- Orientierung → Last wirkt senkrecht auf Layer (Z-Richtung) statt entlang der Strangrichtung.
- Feuchte/unterextrudierte Stränge → Poren, Mikrorisse, schwache Kontaktfläche.
- Große Temperaturunterschiede/zugige Umgebung → Spannungen, die Risse begünstigen.
Diagnose-Checkliste
Frage | Hinweis | Sofortmaßnahme |
---|---|---|
Reißt das Teil vor allem in Z? | Typische Layer-Delamination | Nozzle +5…+15 °C, Lüfter ↓, Speed ↓, Perimeter ↑ |
Tritt es bei ABS/ASA/PC auf? | Diese brauchen warme Umgebung | Einhausung/Kammer nutzen; Zugluft vermeiden |
Ist das Filament trocken? | Feuchte → Poren/Zischen → schwache Layer | Trocknen (Materialtabelle), während des Drucks in Drybox |
Unterextrusion sichtbar? | Lücken zwischen Bahnen | Flow +2…+5 %, Düse reinigen, E-Steps/Feeder prüfen |
Lastpfad ungünstig? | Kerben/Ecken in Z, Layer quer zur Last | Teile neu ausrichten, Radien/Fasen ergänzen |
Material-Startwerte (für Layerhaftung)
Richtwerte für 0,4-mm-Düse, Allround-Profil. Lüfterangaben gelten für die ersten 10–20 Layer.
Material | Nozzle-Temp (°C) | Lüfter | Hinweise |
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PLA | 205–220 | 30–70 % | Für Haftung Lüfter eher moderat; Tempern möglich (60–70 °C) |
PCTG/PETG | 230–245 | 0–40 % | Top langsam, Lüfter sparsam; sehr gute Layerhaftung möglich |
ASA/ABS | 245–265 | 0–10 % | Kammer 35–45 °C; Lüfter nahezu aus |
PC | 255–285 | 0–10 % | Hohe Umgebungstemperatur, langsam drucken |
PA (Nylon) | 250–270 | 0–20 % | Trocken drucken; Garolite-Bett, langsame Kühlung |
TPU | 215–235 | 10–30 % | Meist gute Layerhaftung; Speed niedrig halten |
Maßnahmen – von schnell bis robust
- Temperatur erhöhen in 5-°C-Schritten, bis Oberfläche sauber bleibt und Layer fest verbinden.
- Lüfter reduzieren/versetzt hochfahren; bei technischen Kunststoffen in den ersten Schichten aus.
- Geschwindigkeit senken (Perimeter 25–40 mm/s), damit Schmelze Zeit zum Verbinden hat.
- Perimeter erhöhen (4–6) und Linienbreite auf 110–120 % → mehr Kontaktfläche.
- Orientierung anpassen: Kritische Bereiche so legen, dass die Last entlang der Stränge läuft.
- Geometrie entschärfen: Kerben vermeiden, Radien/Fasen/Rippen statt scharfer Kanten.
- Kammer/Einhausung verwenden (ABS/ASA/PC/PA); Zugluft strikt vermeiden.
- Filament trocknen (PCTG/PETG/PA/PC/TPU) – feuchtes Material schwächt Layer spürbar.
Konstruktionstipps gegen Delamination
- Rippen statt Vollmaterial – verteilt Last ohne dicke, spannungsreiche Querschnitte.
- Teardrop-Bohrungen & großzügige Innenradien an Übergängen.
- Schraubenrichtungen so wählen, dass Zug nicht quer über Layer wirkt (siehe Schraubverbindungen & Inserts).
Fehlerbilder & Abhilfe
Symptom | Ursache | Lösung |
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Horizontale Risse ab mittlerer Höhe | Zu kalt / zu viel Lüfter / Zugluft | Nozzle +10 °C, Lüfter ↓, Einhausung schließen |
Bruch an scharfer Innenkante | Kerbspannung | Innenradius ≥0,6–1,0 mm; Perimeter ↑ |
Bruch entlang Infill-Grenzen | Geringe Überlappung / Infill zu grob | Infill-Überlappung 10–15 %, Infill 15–25 % |
Spröder Bruch bei PLA | Zu kalt / stark gekühlt | Nozzle +5…+10 °C; Lüfter 30–50 % |
Kurzer Workflow (reproduzierbar)
- Material trocken? Ja → weiter; Nein → trocknen nach Datenblatt.
- Nozzle +5 °C, Lüfter −10–30 %, Perimeter-Speed 30–40 mm/s.
- Perimeterzahl 4–6, Linienbreite 110–120 %, Infill-Überlappung 10–15 %.
- Teile so drehen, dass Hauptlast entlang der Stränge läuft; Kerben durch Radien ersetzen.
- Bei ABS/ASA/PC: Einhausung/Kammer nutzen, Umgebung konstant halten.
Sicherheit & Hinweise
Höhere Düsentemperaturen bei ABS/ASA/PC können Dämpfe freisetzen – bitte nur mit guter Lüftung bzw. geschlossener, gefilterter Einhausung drucken.