Doku im 3D-Druck – Dateien, Bemaßung & Übergabe

Gute Dokumentation spart Rückfragen und Fehlversuche. Dieser Leitfaden zeigt, welche Dateien, Benennungen und Angaben für 3D-Druckaufträge sinnvoll sind – von Formaten (STL/STEP/PDF) über Toleranzen bis zur Ausrichtung.

Benötigte Dateien (mindestens)

  • STL für den Druck (dreiecksbasiert) – Einheiten: mm, wasserdicht, keine offenen Kanten.
  • STEP zusätzlich, wenn spätere Anpassungen möglich sein sollen (parametrische CAD-Geometrie).
  • PDF-Zeichnung (1–2 Seiten) mit kritischen Maßen & Toleranzen, Gewinden, Passungen, Material/Qualität und ggf. Explosionsdarstellung bei Baugruppen.
  • Screenshots mit gewünschter Einbaulage/Ausrichtung (Pfeile/Notizen genügen).

Siehe auch: STL/STEP-Export (Beispiel), Toleranzen.

Dateibenennung & Revisionen

Ein klares Schema vermeidet Verwechslungen. Empfehlung:

kunde_projekt_bauteil_rev_material_qualitaet.xxx
z.B.: kundenname_luefteradapter_top_r03_petg_q2.stl
  • rev fortlaufend (r01, r02 …), bei jeder Änderung erhöhen.
  • material z. B. pla, petg, pctg, tpu; qualitaet z. B. q1 fein / q2 standard / q3 robust.
  • Keine Leerzeichen/Sonderzeichen; nur a–z, 0–9, Unterstrich.

Bemaßung & Toleranzen (auf einen Blick)

FeatureWas angeben?Startwerte (Richtwert)
BohrungenNennmaß + Toleranz, ob Schraube geführt oder FreilaufCAD-Ø +0,2–0,4 mm; ggf. nachreiben
Steckmaß (Zapfen/Loch)Spiel/Passungsart (leicht/stramm)+0,2–0,4 mm pro Seite (leicht)
PresssitzPressmaß & Material−0,1 bis −0,2 mm (Material beachten)
Gewinde/HeatsetsGewindenorm oder Einsatz-Typ + EinbauhinweiseHeatset-Tasche: Herstellermaß +0,1–0,2 mm
FunktionsflächenWelche Flächen sind maßkritisch?Parallel zur Druckplatte anordnen

Mehr Details im Beitrag Toleranzen – Grundlagen & Praxiswerte.

Material & Qualitätsstufe angeben

EinsatzMaterial (Beispiel)Qualität (Layerhöhe)
Design/AnschauungPLAQ1 fein (0,12–0,16 mm)
Allround/FunktionPETG / PCTGQ2 standard (0,2 mm)
FlexibelTPUQ2–Q3 je nach Geometrie
Höhere Temp./ZähigkeitPA-CF / PC / ASAQ2 (0,2 mm) oder robust

Zur Oberflächenqualität siehe Layerhöhe & Oberfläche und Oberflächen-Finish.

Ausrichtung & Sichtseiten

  • Sichtseite oben einzeichnen (Screenshot mit Pfeil genügt).
  • Funktionsflächen (Auflage, Dichtungen, Schraubflächen) parallel zur Druckplatte.
  • Überhänge/Brücken minimieren, ggf. Fasen/Radien ergänzen. Siehe Ausrichtung & Stützstrukturen.
  • Kraftrichtung parallel zu Perimetern legen (Anisotropie beachten).

Baugruppen – was beilegen?

  • Explosionsdarstellung (PDF/Screenshot) mit Positionsnummern.
  • Stückliste (BOM) mit gedruckten Teilen und Zukaufteilen (Schrauben, Inserts …).
  • Montagehinweise (Reihenfolge, Einpress-/Anzugsrichtungen, Drehmoment falls relevant).
  • Spiele/Pressmaße zwischen Bauteilen klar benennen.

Quick-Checkliste zur Übergabe

  • Einheiten mm, Ursprung/Ausrichtung sinnvoll gesetzt.
  • STL wasserdicht, sinnvolle Auflösung; STEP optional.
  • PDF mit kritischen Maßen/Toleranzen vorhanden.
  • Material & Qualitätsstufe definiert.
  • Ausrichtung/Sichtseiten markiert (Screenshot).
  • Benennung & Revision konsistent.

Mini-Vorlagen

Mess- & Prüftabelle (Beispiel)

MerkmalNennmaßToleranzIstBewertung
Bohrung ØA5,20 mm±0,10 mm OK / n. OK
Zapfen B9,60 mm+0,00/−0,10 mm OK / n. OK
Deckstärke Top1,00 mm±0,10 mm OK / n. OK

Benennungsschema (als Textbaustein)

[projekt]_[bauteil]_[seite/variante]_[rev]_[material]_[qualitaet]
luefteradapter_top_r03_pctg_q2

Mini-FAQ: Doku im 3D-Druck

Reicht nur eine STL-Datei?
Für einfache Teile oft ja. Für Passungen/Gewinde empfehlen wir zusätzlich STEP + PDF mit kritischen Maßen.
Welche STL-Auflösung ist sinnvoll?
Mittel/fein. „Ultra-fein“ bläht Dateien stark auf, ohne sichtbaren Gewinn. Wichtiger: Wasserdichtigkeit & korrekte Einheiten.
Wie kennzeichne ich Presssitz vs. Spiel?
In der PDF-Skizze beim Merkmal vermerken (z. B. „Zapfen C: −0,15 mm Pressmaß“ bzw. „Loch D: +0,3 mm Spiel pro Seite“).
Was tun bei vertraulichen Teilen?
Nur notwendige Infos teilen, ggf. NDA. Screenshots statt kompletter CAD-Modelle, wenn möglich.
Wie gehe ich mit Baugruppen um?
Explosionsansicht, Stückliste, Positionsnummern und Montagehinweise beilegen. Toleranzen zwischen Teilen angeben.

Weiterführende Themen

Diese Leitlinien sind praxiserprobte Startpunkte. Für besondere Anforderungen empfehlen sich kurze Teststücke und eine dokumentierte Prüftabelle.