Filamentlagerung & Trocknung – Drybox, Zeiten & Symptome

Filamentlagerung & Trocknung – Drybox, Zeiten & Symptome: Viele Druckprobleme sind schlicht Feuchte. Hier findest du sichere Trocknungstemperaturen und -zeiten, einen praxisnahen Drybox-Aufbau für Lagerung und Direktdruck sowie eine Symptom-Checkliste, um Feuchte schnell zu erkennen.

Warum Feuchte so kritisch ist

  • Druckbild: Fäden (Stringing), matte/raue Haut, Poren und schwacher Layerverbund.
  • Mechanik/Maß: Blasen im Strang, Maßdrift nach Tagen (z. B. bei PA).
  • Prozessstabilität: schwankender Fluss, unruhiger Extruderton („Knistern“).

Symptome & Diagnose

SymptomWas du siehst/hörstSchnelle Prüfung
Stringing/OozeViele Fäden zwischen MovesRetract ok, Temp passend, trotzdem Fäden → Spule trocknen
Porige/matte AußenhautKleine Krater, „zuckerig“Langsames Extrudieren in die Luft: Bläschen? → Feuchte
Knistern am HotendPoppen/KnackenDeutliches Feuchtezeichen, Trocknung starten
Maßdrift nach 24–48 hTeile „wachsen“ leicht (v. a. PA)Teile aus der Drybox drucken und erneut messen

Sichere Trocknung – Startwerte je Material

Temperaturen unterhalb der Glasübergangstemperatur halten, Spulenkern im Blick behalten (Kartonspulen schonen). Werte sind Richtwerte – Herstellerhinweise gehen vor.

MaterialTemperaturZeitHinweise
PLA50–60 °C2–4 hVorsicht bei sehr warmen Betten/Öfen – Verzug möglich
PETG / PCTG60–65 °C4–6 hStringing sinkt spürbar, direkt aus der Box drucken
PET60–70 °C4–6 hKlarteile profitieren; Warping im Profil beachten
ABS / ASA70–80 °C3–5 hGehäusedrucke werden reproduzierbarer
PC80–90 °C4–6 hOhne Trocknung häufig Poren; Kammer hilft zusätzlich
PA / PA-CF70–80 °C6–8 hSehr hygroskopisch; nach Trocknung in Drybox lagern
TPU45–55 °C3–5 hWeiche Typen profitieren stark; langsam fördern
PP50–60 °C2–4 hModerate Feuchteaufnahme; PP-Bauoberfläche beim Druck
HIPS60–70 °C2–4 hAls Support sauberer in d-Limonen löslich

Drybox – Lagerung & Direktdruck

  • Gehäuse: Dichtes Box-System (Clipdeckel) oder fertige Filament-Dryer.
  • Trockenmittel: Silicagel (orange/ind.) oder Molekularsieb 4A in Beuteln/Dosen.
  • Luftführung: Filamentführung (PTFE) direkt zum Extruder → weniger Feuchteaufnahme.
  • Überwachung: Hygrometer oder Feuchte-Indikator-Karten (ziel: <25 % rF in der Box).
  • Heizfunktion: Bei Bedarf Drybox mit Heizelement (Thermostat) für langsames Trocknen.

Sicher trocknen – Praxisregeln

  • Nie über Herstellerangaben und unter Tg bleiben (Verzug vermeiden).
  • Backofen nur, wenn exakt regelt (viele Haushaltsöfen schwanken stark). Besser: Filament-Dryer oder Dörrgerät.
  • Spulenkern prüfen: Kartonkern kann bei hoher Feuchte weich werden – stützen.
  • Nach dem Trocknen sofort luftdicht verpacken (Vakuumbeutel) oder in der Drybox belassen.
  • Dokumentiere Profile: Material, Zeit, Temperatur, Ergebnis → reproduzierbar.

Fehlerbilder – Ursache & Abhilfe (Feuchte)

ProblemUrsacheAbhilfe
Viele Fäden trotz gutem RetractFilament feuchtTrocknen nach Tabelle; direkt aus Drybox drucken
Poren/blasige OberflächeVerdampfende Feuchte im HotendTemperatur minimal senken; Trocknen; Druck langsamer
KnistergeräuscheDampfblasen im StrangTrocknen; Hotend-Temp prüfen; konstante Förderung
Maßdrift nach TagenNachträgliche Wasseraufnahme (v. a. PA)In Drybox drucken; Passungsspiel erhöhen; ggf. Tempern

Checkliste – Lagerung & Trocknung

  • Spulen trocken lagern (Drybox/Vakuumbeutel mit Trockenmittel).
  • Bei Fäden/Knistern/Poren zuerst Feuchte ausschließen → Trocknen nach Tabelle.
  • Direktdruck aus der Box für PA, PC, PETG/PCTG, PET, TPU.
  • Werte & Resultate notieren (Material/Charge/Datum).

Weiterführende Themen

Qualität & Fehlersuche

Grundlagen & Einrichtung

Materialwahl

Konstante Qualität beginnt mit trockenem Filament. Mit klaren Trocknungswerten, Drybox-Druck und dokumentierten Ergebnissen bleiben Profile reproduzierbar.