Vorbereitung & Sicherheit
- Staub & Lösungsmittel: Atemschutz (P2), Handschuhe, gute Lüftung. Lösemittel & 2K-Produkte nur nach Herstellerangaben.
- Reinigen: Teile vor jedem Schritt mit Isopropanol entfetten; Fingerfett vermeidet man mit Handschuhen.
- Temperatur: PLA erweicht ab ~55–60 °C – nicht heiß schleifen, keine Heißluft für Verzug.
Werkzeug & Materialien (Auswahl)
- Schleifpapier/Klettpads: 120/180, 240, 320, 400–800 (trocken & nass), Schleifklotz, flexible Pads für Radien.
- Füller/Primer: Sprühfüller (1K) oder 2K-Füller; Spot-Putty/Feinspachtel; optional Epoxy-Überzug (dünn).
- Lacke: Acryl/PU (Dose oder Airbrush); Klarlack matt/satin/glanz; Haftvermittler für PC/PA/TPU.
- Kleines Werkzeug: Entgrater, Skalpell, Ziehklinge, Spachtel, Masking-Tape.
Standard-Workflow in 7 Etappen
- Entgraten & Nähte glätten: Stützreste bündig abtrennen. Nahtspuren beschneiden und leicht planziehen
(Seam-Tipps).
- Grund-Schliff (trocken 120/180 → 240): Layerkämme brechen. Immer mit Klotz auf planen Flächen, mit flexiblen Pads auf Radien.
- Spot-Putty/Füllspachtel: Nur Vertiefungen/Nahttaschen dünn ausziehen, 20–30 min trocknen lassen.
- Füller/Primer (1–2 Kreuzgänge): Sprühfüller deckt Mikro-Rillen. 10–15 min Ablüften je Schicht.
- Nassschliff 320/400: Mit Wasser & wenig Druck bis die Oberfläche gleichmäßig matt ist. Kanten nicht „durchschleifen“.
- Farbaufbau: 2–3 dünne Farbnebel, 10–15 min Zwischenablüftzeit. Für glänzend: Klarlack in 1–2 Gängen (matt/satin/glanz).
- Optional Polieren: Bei Hochglanz nach 24 h Aushärtung 800→1000→1500 nass, anschließend feinpolieren.
Weniger Schichten, bessere Qualität: Schon im Druck Monotonic/Ironing für Top-Flächen nutzen und
Perimeter/Top passend wählen (Wände, Top/Bottom & Infill).
Material-Hinweise (kurz & praxisnah)
Material | Schleifen & Filler | Haftung/Lack | Besonderheiten |
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PLA | Gut schleifbar; nicht warm fahren | Acryl/PU gut; 1K-Füller ok | Keine Lösemittelglättung |
PETG/PCTG | Neigt zum Schmieren → nass schleifen | Mit Primer/Lack gut, vorher gründlich entfetten | Statische Aufladung bindet Staub |
ASA/ABS | Sehr gut schleifbar | Automotive-Füller/Primer top | Chemisches Finish mit Aceton/MEK möglich (Guide) |
PC | Hart, trocken schleifen, staubig | Haftvermittler empfohlen | Hitze- und lösungsmittelempfindlich |
PA/ PA-CF | Zäh, faserig → frische Schleifmittel | Adhäsions-Primer nötig, trocken lackieren | Vorher trocknen (Feuchte) |
TPU | Mechanisch glätten, wenig schleifen | Elastische Beschichtungen (Vinyl) besser | Starre Lacke können reißen |
Methoden im Vergleich – wann was?
Ziel | Methode | Vorteile | Grenzen |
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Schnell & sauber | Sprühfüller + 400er Nassschliff + Acryllack | Wenig Aufwand, reproduzierbar | Feine Layer noch leicht sichtbar |
Sehr glatt | 2K-Füller + 400/800 nass + 2K-Klarlack | Seriennahe Optik | Mehr Material/Schritte, Trocknungszeiten |
Feine Poren/Nahttaschen | Spot-Putty punktuell | Schnell, leicht schleifbar | Nur dünn; schrumpft etwas |
Raues Funktionsbauteil | Nur 180→240 trocken, ohne Lack | Griffig, zeitsparend | Optik technisch/rau |
ABS/ASA Hochglanz | Chemisches Glätten | Nahezu spiegelglatt | Sicherheitsregeln beachten, nicht für PLA/PETG |
Praxis-Tipps
- Kanten schützen: Beim Schleifen Kanten nur „streicheln“, sonst schleifst du schnell durch.
- Leitspachtel/Guide-Coat: Dünn kontrastieren – zeigt verbliebene Riefen vor dem Lack.
- Staubmanagement: Zwischenstufen stets abwaschen/abblasen, dann entfetten.
- Maskieren: Passflächen, Gewinde, Lagerstellen konsequent abkleben.
- Farb-/Pigment-Einfluss: Dunkel & Silk reagieren anders – siehe Farben & Pigmente.
Fehlerbilder – schnelle Diagnose
Problem | Ursache | Abhilfe |
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Lack „kräuselt“/reißt | Unverträgliche Systeme, zu schnelle Schichtfolgen | Kompatible Systeme, längere Ablüftzeiten, dünne Lagen |
„Fischaugen“ | Fett/Silikon, Fingerabdrücke | Gründlich entfetten, Antisilikon-Reiniger |
Spachtel reißt aus | Zu dick aufgetragen, zu früh geschliffen | Dünn arbeiten, vollständige Durchtrocknung abwarten |
Schleifspuren sichtbar | Körnung zu grob in den Lack übernommen | Zwischenschliff feiner (320/400), Füller nachlegen |
PLA verzieht sich | Wärme durch Schleifen/Heißluft | Kühl schleifen, keine Heißluft, bei 20–25 °C arbeiten |
Adhäsion schlecht (PC/PA) | Kein Haftvermittler, Feuchte im Teil | Haftvermittler nutzen, Teile vorwärmen/trocknen |
Checkliste – von roh zu lackiert
- Entgraten → 120/180 → 240 (trocken).
- Spot-Putty nur punktuell.
- Füller 1–2×, dann 320/400 nass.
- Farbe in dünnen Gängen, ggf. Klarlack.
- Zwischen jeder Stufe: reinigen & entfetten.
FAQ – Finish-Workflow
- Reicht Sprühfüller allein?
- Für leicht sichtbare Layer oft ja: 1–2 Gänge Füller, 400er nass, dann Farbe. Tiefe Riefen mit Spot-Putty vorfüllen.
- Epoxy-Überzug sinnvoll?
- Kann schnell glätten, erhöht aber Gewicht/Schichtdicke und verdeckt Details. Für kleine Teile meist übertrieben.
- Wie bekomme ich Hochglanz?
- Feiner Nassschliff bis ≥1000 vor Klarlack, mehrere dünne Gänge, danach feinpolieren (nach Aushärtung).
- Welche Farbe hält am besten?
- Acryl/PU-Systeme mit passendem Primer. Für PC/PA Haftvermittler, TPU elastische Beschichtungen.
- Kann ich nachlackieren/ausbessern?
- Ja: Stelle matt schleifen (800 nass), reinigen, dünn nebeln und ausblenden. Härtung beachten.
Weiterführende Themen
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