Oberfläche & Finish – Glatte 3D-Drucke ohne Nacharbeit

Gute Oberflächen entstehen zuerst im Design und bei den Druckparametern. Dieser Leitfaden zeigt, wie du Layerlinien reduzierst, typische Fehlerbilder behebst und bei Bedarf mit einem kurzen Finish-Workflow auf Sichtqualität kommst.

Parametereinstellungen – Basis für saubere Oberflächen

EinstellungStartwertWirkung/Hinweise
Layerhöhe0,20 mm Standard · 0,12–0,16 mm feinFeiner = weniger sichtbare Stufen; Druckzeit ↑.
Perimeter (Außenwände)3–4 LinienStabilisiert Kanten, reduziert „Durchscheinen“ vom Infill.
Top-Layer5–7 SchichtenGegen sichtbares Infill auf Deckflächen.
DruckgeschwindigkeitAußen 20–35 mm/sLangsamer = glattere Außenflächen; Innen schneller möglich.
Temperaturmittlere HerstellerangabeZu heiß = „glanz-geschmiert“ & Fäden; zu kalt = raue, bröselige Bahnen.
Lüfter60–100% (Materialabhängig)Mehr Kühlung glättet PLA/PETG; bei ASA/PC moderat.
Seam/Naht„Hinten“/„verstecken“Naht auf weniger sichtbare Seite legen; konsistent halten.
Extrusion (Flow)kalibriertÜberextrusion erzeugt Wülste; Unterextrusion Lücken.
Rückzug (Retract)Herstellerprofil + FeintuningGegen Fäden/Blobs an der Oberfläche.
Ironing (Top-Glätten)OptionalEbenere Top-Flächen auf Kosten von Zeit; gut für Sichtseiten.

Designentscheidungen – Oberfläche schon im CAD verbessern

  • Sichtflächen nach oben orientieren (Top-Layer profitieren am meisten).
  • Radien statt steiler Schrägen an Sichtkanten – Layerstufen wirken weicher.
  • Schrift vertieft statt erhaben (scharf & sauberer).
  • Wandstärke als Vielfache der Linienbreite planen (saubere Bahnen, keine Lücken).
  • Teile ggf. teilen: Sichtschale + Funktionsträger statt ein massives Teil.

Vertiefung: Layerhöhe & Oberfläche, Ausrichtung & Stützstrukturen, Wandstärke & Infill.

Oberflächenfehler – Ursache & Abhilfe

FehlerbildWahrscheinliche UrsacheSchnelle Lösung
Stark sichtbare LayerlinienGrobe Layer, hohe Geschwindigkeit, Naht ungünstig0,12–0,16 mm Layer; Außenlangsamer; Naht verlegen/„vonsicht“.
„Elephant’s Foot“ (Fuß am Boden)Zu heißes Bett, zu niedrige erste Schicht, zu hoher FlowBett 5–10 °C runter; Z-Offset leicht ↑; „Elephant’s-Foot-Kompensation“ nutzen.
Z-BandingMechanik/Z-Spindel, inkonsistente LayerhöheFührung/Spindel prüfen; konstante Temp.; feste Aufstellung.
Ghosting/RingingResonanzen durch hohe BeschleunigungBeschleunigung/Jerk runter; feste Gerätebasis; Außen langsamer.
Top-Lücken (Infill scheint durch)Zu wenig Top-Layer, UnterextrusionTop-Layer 5–7; Fluss kalibrieren; Infill/Top-Überlappung erhöhen.
Fäden/BlobsZu heiß/feucht; Retract unpassendTrocknen; Temp. −5 °C; Retract/Coast/Wipe feinjustieren.
Matt-/GlanzfleckenTemperaturschwankung, Lüfter zu stark/zu wenigKonstanz erhöhen; Lüfterprofil glätten; Gehäuse/Abschirmung.

Oberflächencharakter: matt/glänzend & Druckbett-Texturen

  • Matte Optik: strukturiertes PEI/FR4, matte PLA/PETG-Typen, niedriger Hotend-Temp.
  • Glänzend: glattes PEI/Glas, kühleres Bett, moderate Hotend-Temp., ironed Top.
  • Erste Schicht entscheidet über Bodenfinish – Bett sauber, Z-Offset exakt, gleichmäßige Linien.

Kurz-Workflow Finish (ohne Chemie)

  1. Entgraten: kleine Fase mit Messer/Entgrater (0,2–0,5 mm).
  2. Schleifen trocken 220 → 320 → 600 (in Faserrichtung, leichte Handauflage).
  3. Füller/Spachtel dünn, nur wo nötig; danach 600–800 schleifen.
  4. Lackaufbau (falls gewünscht): Haftgrund → Farblack (2–3 feine Gänge).
  5. Zwischenreinigung staubfrei (Mikrofasertuch, Isopropanol sparsam).
SchrittKörnungHinweis
Vorschliff220–320Nur Kanten/Problemzonen, nicht „flach schleifen“.
Feinschliff400–600Riefen entfernen, gleichmäßiges Bild.
Zwischenschliff Lack600–800Staubnester entfernen, matt anschleifen.

Materialeinfluss – Kurzüberblick

  • PLA zeigt klare Kanten, neigt bei Wärme zu Glanzstellen; polierbar.
  • PETG/PCTG eher glänzend, kann „schmieren“ → niedriger drucken, Lüfter höher.
  • ASA matte Optik möglich, Nachfinish gut; Chemglätten (Aceton) eher ABS.
  • TPU weich – schleifen schwierig, eher mechanisch entgraten.

Mini-FAQ: Oberfläche & Finish

Bringt „Ironing“ immer bessere Top-Flächen?
Deutlich glatter, aber langsamer. Bei großen Flächen sinnvoll, bei feinen Details kann es Details glätten.
Wie bekomme ich die Naht unsichtbarer?
Naht auf Rückseite bündeln („aligned“) oder in Kanten/Radien verstecken; Außen langsamer; Wipe/Coast feinjustieren.
Lohnt feiner als 0,12 mm?
Nur für sehr kleine Radien/Schriften. Meist liefert 0,12–0,16 mm den besten Kompromiss.
Welche Lacke haften gut?
Acryl-/PU-Systeme mit Haftgrund funktionieren auf PLA/PETG/ASA gut. Dünn, mehrere Gänge, Temperaturlast berücksichtigen.
Wie verhindere ich „Elephant’s Foot“ ohne Geometrieänderung?
Erste-Schicht-Überextrusion verringern, Bett etwas kühler, Z-Offset minimal anheben; Slicer-Kompensation aktivieren.

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Weitere Materialien

Die besten Oberflächen entstehen durch Kombination aus Design, Parameter-Feintuning und einem leichten Finish – passend zu Material und Einsatz.