PLA im 3D-Druck – Varianten, Eigenschaften & Praxistipps

PLA (Polylactid) ist das einfachste und maßhaltigste FDM-Material – ideal für Prototypen, Anschauungsmodelle und Designteile. Es druckt sauber, verzugsarm und benötigt wenig Tuning. Je nach Sorte (Standard, PLA+, Tough/HT, Silk/Matte, Carbon-/Holz-/Metall-gefüllt) ändern sich Optik, Zähigkeit und Verarbeitung. Hier findest du verlässliche Startwerte, Grenzen, Alternativen und schnelle Fehlerbehebung.

Eigenschaften (Kurzüberblick)

  • Sehr gute Maßhaltigkeit, hohe Detailtreue, glatte Außenwände.
  • Geringe Wärmeformbeständigkeit (~50–60 °C bei Standard-PLA).
  • Sprödes Verhalten bei Schlag/Knicken; Tough/HT-Typen sind zäher.
  • Nahezu kein Warping, oft ohne Gehäuse druckbar.
  • Geringe Feuchteempfindlichkeit – trotzdem trocken lagern.

PLA-Varianten im Vergleich

VarianteMerkmaleEinsatz/Hinweise
Standard-PLASehr einfach, steif, spröde, Tg ~60 °CPrototypen, Modelle, Vorrichtungen mit geringer Last/Temperatur.
PLA+Modifiziert, etwas zäher, Oberfläche oft glatterAllround, wenn „bisschen stabiler“ gewünscht ist.
Tough PLA / HT-PLADeutlich zäher; manche Sorten durch Annealing temperaturfesterFunktionsbauteile mit moderater Last; Maßänderung beim Tempern beachten.
High-Temp PLANach Tempern höhere WärmebeständigkeitVorher Testteile tempern (Verzug/Schrumpfung!), dann Serienparameter festlegen.
PLA-CF / PLA-GFFasergefüllt (Carbon/Glas): steifer, matte Optik, abriebintensivHärtedüse (Stahl) ≥ 0,5–0,6 mm; Layerhaftung prüfen; Kanten spröder.
PLA Silk / GlossSehr glänzend, Fäden/„Schmieren“ möglichNiedriger drucken, Lüfter hoch; Optik-Teile, keine hohe Last.
PLA MatteStumpfe Oberfläche, Layer weniger sichtbarGute Sichtteile; mechanisch wie PLA+ (abhängig vom Hersteller).
Woodfill / MetallfillPartikelgefüllt, optischer Effekt, Düse verschleißtDüse ≥ 0,5–0,6 mm; langsamer drucken; Sand/Politur möglich.
Glow / Spezial (leitfähig, ESD)Phosphor/Graphit-Füllstoffe, oft spröderParameter nach Datenblatt; mechanisch eingeschränkt.

Druckparameter (Startwerte)

ParameterRichtwertHinweise
Düsentemperatur190–215 °CSilk/Matte oft 200–205 °C; CF 205–220 °C.
Heizbett50–60 °CAuf glattem PEI/Glas sehr sauber; auf Textur eher matte Unterseite.
Lüfter70–100 % ab Schicht 2Mehr Lüfter = schärfere Kanten, aber Layerhaftung ↓.
Layerhöhe0,12–0,28 mmFein für Sicht/Details; grob für stabile Prototypen.
Perimeter3–4 LinienStabilität über Außenwände, nicht nur Infill.
Infill15–30 %Grid/Gyroid; nur lokal verdichten (unter Domes/Heatsets).
AdhäsionSkirt/Brim bei BedarfBrim für hohe/schlanke Teile, sonst nicht nötig.

Varianten-Anpassungen

  • PLA-CF/gefüllt: Düse ≥ 0,5–0,6 mm (gehärtet), Geschwindigkeit −10–20 %, Retract moderat.
  • Silk: Temperatur −5–10 °C ggü. Standard, Außenlangsamer, Lüfter höher.
  • Tough/HT: etwas heißer drucken (205–220 °C), Lüfter moderat (50–70 %).

Typische Einsatzbereiche

Prototypen, Design-/Anschauungsteile, Lehren/Vorrichtungen (leichte Last), Gehäuse/Abdeckungen im Innenraum, Bildungsbereich/Maker. Für dauerhafte Outdoor-/Temperaturanwendungen sind ASA oder PC geeigneter.

Grenzen & Alternativen

  • Wärme: Verformung ab ~50–60 °C → Alternativen: PETG, PCTG, PC.
  • Schlagzähigkeit: PLA bricht spröde → PCTG/PETG oder Tough-PLA.
  • UV/Outdoor: nur bedingt → ASA besser.
  • Gewindebelastung: lieber Heatsets/Muttern statt gedruckter Feingewinde.

Konstruktions- & Verarbeitungstipps

  • Wandstärken in Linienbreiten planen (z. B. 1,2 mm = 3×0,4 mm) → dichte Außenhülle.
  • Perimeter vor Infill: 3–4 Außenwände bringen mehr als 50 % Infill.
  • Bohrungen CAD-Ø +0,2–0,4 mm, bei Bedarf aufreiben (siehe Toleranzen).
  • Heatsets in PLA funktionieren, sind aber wärmeempfindlich → Randabstand ≥1,5ר, Taschen nach Datenblatt.
  • Kleben/Finish: CA-Kleber oder Epoxy; für Sichtteile schleifen/spachteln/lackieren (siehe Oberfläche & Finish).
  • Filamentpflege: trocken lagern; Indikator-Silica; Spulen nach Nutzung wieder verpacken.

Annealing (Tempern) – wann sinnvoll?

Einige Tough/HT-PLA-Sorten werden durch Tempern (z. B. 80–110 °C, 15–30 min) formstabiler. Vorher immer Teststücke drucken: Maße markieren, Vorher/Nachher messen (Schrumpfung/Verzug möglich). Teile spannungsfrei lagern und langsam abkühlen lassen.

Fehlerbilder – Ursache & Abhilfe

ProblemUrsacheAbhilfe
Elephant’s FootHeißes Bett, zu niedriger Z-OffsetBett −5–10 °C, Z leicht ↑, Slicer-Kompensation aktivieren.
Spröder BruchDünne Wand, wenige PerimeterPerimeter 3–4, Rippen statt nur Infill; ggf. Tough/HT-PLA.
Fäden/„Schmieren“Zu heiß, feucht (Silk/Matte empfindlich)Temp. −5–10 °C, trocken drucken, Retract feinjustieren.
LayerplatzerZu kalt/zu wenig LüfterbalanceTemp. +5–10 °C, Lüfter moderat (70–80 %).
Weiße StauchstellenKerb/KnickenRadien/Fasen an Ecken; für schlagzäher: PCTG/PETG.

Mini-FAQ: PLA im Alltag

Ist PLA lebensmittelecht?
Materialbasis kann unkritisch sein, aber Druckoberflächen/Gaps sind es nicht. Für echten Lebensmittelkontakt sind andere Verfahren besser.
Eignet sich PLA für den Außenbereich?
Nur bedingt (UV/Hitze). Für Outdoor: ASA oder PC.
Welche Layerhöhe ist empfehlenswert?
0,20 mm als Standard; 0,12–0,16 mm für Sicht/Schrift; 0,24–0,28 mm für robuste, schnelle Prototypen.
Kann ich PLA recyceln/kompostieren?
PLA ist biobasiert und industriell kompostierbar, aber Haushalts-Kompostierung funktioniert nicht. Lokale Entsorgungswege beachten.
Welche Düse für gefüllte PLA-Sorten?
Für CF/Wood/Metal mindestens 0,5–0,6 mm, gehärtete Düse verwenden (Verschleiß!).

Weiterführende Themen

Weitere Materialien

Richtwerte sind Startpunkte. Für enge Passungen oder Tempern mit HT-PLA immer erst kurze Tests durchführen und Maße dokumentieren.