Wie Wände, Decklagen und Infill zusammenwirken
- Perimeter (Außen-/Innenwände) bestimmen Maßhaltigkeit, Steifigkeit und Bruchbild.
- Top/Bottom (Decklagen/Böden) schließen das Infill und definieren die Sichtflächen oben/unten.
- Infill stabilisiert Innenbereiche und stützt Decklagen – hohe Dichte ist nur selten nötig.
Perimeter (Wände) – sichere Startwerte
Bauteiltyp | Perimeter | Wanddicke* (bei 0,45 mm) | Hinweise |
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Anschauteile / Modelle | 2 | ~0,9 mm | Gute Optik, leicht; Naht bewusst legen (Seam-Guide) |
Alltags-Halter / Gehäuse | 3 | ~1,35 mm | Solider Standard; Ecken verrunden für weniger Spannung |
Belastete Funktionsbauteile | 4–5 | ~1,8–2,25 mm | Perimeter erhöhen wirkt oft stärker als Infill-Dichte ↑ |
Sehr steife CF-Teile (z. B. PA-CF) | 4–6 | ~1,8–2,7 mm | Gröbere Layer/Ø begünstigen Faserbrücken; Düse ≥0,6 mm |
*Wanddicke ≈ Perimeter × Linienbreite. Passe sie an deinen Düsendurchmesser an (Faustregel: Linienbreite 100–120 % vom Ø).
Top/Bottom (Decklagen) – dichte Oberflächen ohne Übermaß
Layerhöhe | Top-Lagen (Start) | Bottom-Lagen (Start) | Gesamtdicke Top/Bottom | Hinweise |
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0,12 mm | 7–9 | 5–7 | Top ~0,84–1,08 mm | Feine Deckhaut; ggf. Ironing/Monotonic aktivieren |
0,20 mm | 5–7 | 4–6 | Top ~1,0–1,4 mm | Universeller Start, gute Dichtigkeit |
0,28 mm | 4–5 | 3–4 | Top ~1,12–1,40 mm | Für Tempo; Infill unter Top dichter (25–35 %) |
Für flexible Teile (z. B. TPU) Concentric als Top/Bottom-Muster probieren – folgt der Kontur und bleibt elastischer.
Infill – Muster & Dichte nach Zweck
Muster | Eigenschaften | Dichte (Start) | Typische Einsätze |
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Gyroid | Nahezu isotrop, stützt Decklagen gut | 10–25 % | Allround, gute Festigkeit bei wenig Material |
Grid / Rectilinear (0/90°) | Schnell, steif in XY, einfach | 12–25 % | Gehäuse, einfache Halter, kurze Druckzeit |
Cubic / Cubic Subdivision | 3D-Gitter, gute Stützwirkung | 12–25 % | Dickwandige Teile, höhere Z-Lasten |
Lines | Sehr schnell, leicht | 8–18 % | Leichtbau, Prototypen – Top/Bottom dann etwas dicker |
Concentric | Folgt der Kontur | 10–20 % | Flexible Teile (TPU), Dämpfer |
Triangles/Honeycomb | Sehr steif, aber langsamer | 15–30 % | Strukturelemente, Vibrationsbeständigkeit |
Lightning (Slicer-abhängig) | Nur dort, wo nötig | 5–10 % | Sichtteile/Skulpturen; keine hohe Last |
Dichte vs. Festigkeit – was wirklich hilft
- Perimeter vor Dichte: +1 Perimeter bringt oft mehr als +5–10 % Infill.
- Decklagen stützen: Unter Top die Infill-Dichte lokal erhöhen (25–35 %) oder „Top Infill“ dichter setzen.
- Lastpfade: Perimeterausrichtung an die Hauptkräfte anpassen; Rippen statt Materialmasse (Rippen-Guide).
- Materialwahl: Zähe Kunststoffe (z. B. PCTG) und sehr steife (z. B. PA-CF) reagieren unterschiedlich – siehe Material-Vergleich.
Wichtige Slicer-Optionen für saubere Ergebnisse
- Perimeter-Reihenfolge: Außen zuletzt für schönere Oberfläche; erst Perimeter, dann Infill für Maßhaltigkeit.
- Infill/Perimeter-Überlappung: 10–20 % sorgt für guten Verbund (zu viel → Wülste).
- Winkel/Fasen: Infill-Winkel variieren (45/−45°, 0/90°) für gleichmäßigere Lastpfade.
- Combine Infill Every N Layers: Für dicke Layer spart Zeit; Decklagen darüber dichter wählen.
- Ironing/Monotonic: Für Top-Flächen, v. a. bei PLA; bei PETG vorsichtig (Schmieren).
Fehlerbilder – Ursache & Abhilfe
Problem | Wahrscheinliche Ursache | Abhilfe |
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Top-Flächen haben Lücken | Zu wenige Top-Lagen, Infill darunter zu dünn | Top-Lagen +1–2; Infill unter Top 25–35 % |
Wände delaminieren innen | Überlappung zu gering, zu kalt/zu viel Lüfter | Infill/Perimeter-Overlap 10–20 %; Temp +5 °C; Lüfter ↓ |
Teil zu schwer / lange Druckzeit | Zu hohe Dichte, zu viele Top-Lagen | Dichte auf 12–20 % senken; Top/Bottom um 1–2 Lagen reduzieren |
Infill „klappert“/löst sich | Schlechter Verbund, zu schnelle Reisen | Overlap erhöhen; Reise-/Infill-Speed moderat; Flow prüfen (Kalibrierung) |
Deckhaut wellig bei PETG | Zu heiß/zu langsames Ironing | Temp −5–10 °C; Ironing-Geschwindigkeit erhöhen oder deaktivieren |
Checkliste – schnell zum soliden Bauteil
- Perimeter passend zum Einsatz (2 → Optik, 3 → Alltag, 4–5 → Last).
- Top/Bottom auf ~1,0–1,4 mm bringen (Layerhöhe beachten).
- Infill-Muster nach Zweck: Gyroid/Allround, Grid/Schnell, Cubic/3D, Concentric/TPU.
- Overlap 10–20 % und Winkel sinnvoll wählen.
- Materialeffekte bedenken (z. B. PCTG zäh, PA-CF sehr steif).
Weiterführende Themen
Grundlagen & Einrichtung
Slicer & Qualität
Materialwahl