Wandstärke, Top/Bottom & Infill – Grundlagen

Die richtige Kombination aus Perimetern (Wandstärke), Top/Bottom und Infill bestimmt Stabilität, Optik, Gewicht und Druckzeit. Dieser Leitfaden bietet praxiserprobte Startwerte und erklärt, wie du sie je nach Einsatz und Material anpasst. Ergänzend: Ausrichtung, Konstruktion FDM-gerecht, Düsen-Übersicht, Material-Vergleich.

Grundregeln – schnell gemerkt

  • Wandstärke in Vielfachen der Düsenbreite planen (z. B. 3×0,4 mm = 1,2 mm).
  • Top/Bottom in Vielfachen der Layerhöhe (z. B. 5×0,2 mm = 1,0 mm Deckschicht).
  • Infill stützt Topflächen und trägt zur Steifigkeit bei – Außenkräfte laufen überwiegend über die Perimeter.
  • Für optische Qualität gilt: Topflächen lieber dicker und Infill nur so dicht, wie nötig.

Startwerte (0,4 mm Düse, 0,20 mm Layer)

EinsatzPerimeter (Wand)Top/BottomInfillMuster
Anschauung / Deko2–3 (0,8–1,2 mm)4–5 Lagen (0,8–1,0 mm)5–10 %Lines / Grid
Allround/Funktionsmuster3–4 (1,2–1,6 mm)5–7 Lagen (1,0–1,4 mm)12–25 %Grid / Gyroid
Mechanisch belastet4–6 (1,6–2,4 mm)6–8 Lagen (1,2–1,6 mm)25–40 %Gyroid / Tri-hex
Leichtbau / Zeitkritisch3 (1,2 mm)5–6 Lagen (1,0–1,2 mm)8–15 %Gyroid (dünn)

Material-Hinweise

MaterialTendenzEmpfehlung
PLAsehr maßhaltig, spröder BruchPerimeter 3–4; Top eher dicker für glatte Flächen
PETG/PCTGzäh, aber „schmiert“ bei TopflächenInfill 15–25 %, Top 6–7 Lagen; Geschwindigkeit Top reduzieren
ASAUV-stabil, SchrumpfPerimeter 4–5; Brim/Raft gegen Warping; Kammer vorteilhaft
PCsehr fest, hohe TemperaturenPerimeter 4–6; Infill ≥25 %; dichte Topflächen mit niedriger Top-Speed
PA (Nylon)zäh, feuchteempfindlichAus Drybox drucken; Infill 20–30 %; Top 6–7 Lagen

Wie wähle ich sinnvoll?

  • Stabilität zuerst über Perimeter erhöhen, erst danach Infill dichter machen.
  • Gewicht/Zeit reduzieren: Infill runter, aber Top/Bottom ausreichend dick lassen.
  • Optik verbessern: Top-Speed senken, „Monotonic“/Bügeln (nur PLA) testen, Infill-Überlappung 10–15 %.

Top/Bottom – saubere Flächen

  • Top-Dicke = min. 5× Layerhöhe (feinere Layer → mehr Lagen einplanen).
  • Infill für Tops: je dünner das Top, desto dichter das Infill (z. B. 15–20 %).
  • Bottom: 4–6 Lagen liefern dichte Unterseiten; bei rauen Betten ggf. weniger.

Typische Szenarien

SzenarioEmpfehlung
Dünnwandige KappePerimeter 3 (1,2 mm), Infill 8–12 %, Top 5–6 Lagen
Robuster HalterPerimeter 5 (2,0 mm), Infill 25–30 %, Top 6–7 Lagen
Gehäuse mit SichtdeckelPerimeter 3–4, Infill 15–20 %, Top 7–8 Lagen; Top-Speed niedrig, „Monotonic“
Leichtes Cover (Zeit sparen)Perimeter 3, Infill 10 %, Top 5–6 Lagen; Layerhöhe 0,24–0,28 mm

Fehlerbilder & Lösungen

ProblemUrsacheLösung
Top zeigt „Lücken“Top zu dünn oder Infill zu geringTop-Lagen +2, Infill 5–10 % ↑, Top-Speed ↓
Wände weich/fragilZu wenig PerimeterPerimeter +1…+2; ggf. Wanddicke auf 1,6–2,0 mm
Teil schwer & lange DruckzeitInfill zu hochInfill −5…−10 %; Stabilität über Perimeter erhöhen
Top „schmiert“Material (PETG/PCTG), Top zu schnell/warmTop-Speed ↓, Temp −5 °C, Lüfter +10–20 %

FAQ

Mehr Infill oder mehr Perimeter für Stabilität?
Erst Perimeter erhöhen – sie tragen die meisten Lasten. Infill nur moderat steigern.
Wie berechne ich Wanddicke bei anderer Düse?
Wandstärke = n × Düsenbreite. Beispiel 0,6 mm Düse → 3 Perimeter ≈ 1,8 mm.
Wie bekomme ich perfekte Tops?
Top ≥ 5× Layerhöhe, Infill ≥ 15 %, Top-Speed niedrig, ggf. „Monotonic“/Bügeln (PLA).

Weiterführende Themen

Mit passenden Perimetern, genügend Top/Bottom und sinnvoller Fülldichte erhältst du robuste, saubere Teile – ohne unnötige Druckzeit.